Montagmorgen, am 22.Mai, sind wir (fast) alle zusammen vom Berliner Hauptbahnhof losgefahren. Hier hatte der Zug bereits 20 Minuten Verspätung. Planmäßig sollten wir gegen 16 Uhr in Lübeck ankommen, rechtzeitig um unsere Badges und Armbänder abzuholen. Aufgrund der Verspätung des Zuges haben wir allerdings auch unseren Anschlusszug in Nauen verpasst und durften anderthalb Stunden auf den nächsten warten. Die gewonnene Zeit im Bahnhof und im Zug haben wir noch genutzt, um uns in unsere Themen einzulesen und unsere Position Papers und Opening Speeches zu schreiben. Damit hätte man Wochen vorher anfangen sollen!
Mit zwei Stunden Verspätung kamen wir dann in Lübeck an, die Ausgabe der Badges war zu Ende und wir sollten bereits in unseren Komitees in einem Restaurant sein für ein Kennenlernen. Ich wohnte die Woche über in einer Gastfamilie, von der ich vom Bahnhof abgeholt wurde. Erstmal ging es mit dem Auto durch Lübeck auf eine kurze Sightseeing-Tour, danach auf eine Roomtour. Dann blieb kurz Zeit, meine Sachen abzulegen und mich frisch zu machen, danach ging es per Fahrrad das mir von meiner Gastfamilie bereitgestellt wurde, zusammen mit meiner Gastschwester Rosa zum Café und Bar-Celona auf ein Abendessen und Gespräche mit unserem Komitee, unseren Fellow Delegates für die nächste Woche. Ich habe unsere Chairs, die Leiter meines Komitees, kennengelernt und ein bisschen mit ihnen geschnackt. Anschließend ging es noch mit anderen Komitees ans Ufer der Trave, um den Tag ausklingen zu lassen. Nach ein Paar Burgern bei McDonald’s ging es dann gegen 22 Uhr nach Hause und ins Bett.
Am Dienstagmorgen ging es ins Kolosseum zur Opening Ceremony der MUNOL 2023. Die war ganz cool, aber eher unspektakulär. Danach ging es per Charterbus zur Thomas-Mann-Schule, wo die Model-UN stattfindet. Wir holten noch schnell unsere Badges im Sekretariat ab und gingen in unsere Komitees. Zu dem Zeitpunkt hatte ich keine Ahnung, was mich erwarten würde. Wir spielten ein paar Kennenlernspiele, machten ein Just Dance und wurden mit der Bestrafungs- und Gossipbox bekannt gemacht. In erstere würde man Sachen schreiben wie „Sing the French national Anthem“ oder „Propose to the GA2s Chair“, was bei einem Verstoß gegen Dresscode oder offizielle Sprache eintreten würde, und in letztere schmiss man sowas wie „Mexico Mashallah“ oder „Damn, Netherlands rizz is crazy“. Das ganze fand in einer sehr entspannten Atmosphäre statt und brachte einen IMMER zum lachen.
Wir machten weiter mit Fun Debates über wiederbelebte Dinos als Transportmittel oder die Frage, ob erst Milch oder erst Müsli in die Schüssel gehört. Die Antwort sollte klar sein.
Dienstagabend fand dann eine MUNOL Party im Strandsalon statt, auf der man weitere Kontakte knüpfte und sehr viel Spaß hatte. Die ging so bis eins. Mittwoch um 7 klingelte dann wieder der Wecker. Es wurde lecker gefrühstückt und sich der Anzug angezogen, der gehörte nämlich zwingend zum Dresscode. Dann ging es wieder mit dem Fahrrad zur TMS und in die Komitees. Rosa und ich trafen uns fortan jeden Morgen mit ihren und mittlerweile auch meinen Freunden, um gemeinsam überall hin zu fahren. Am zweiten Tag wurden wir mit dem Resolution-Editor bekannt gemacht, mit dem wir arbeiten würden, um in Zusammenarbeit mit anderen Delegationen Resolutionen zu verschiedenen Themen wie Hunger Crises, International Healthcare oder Internationally Comparable Education zu verfassen. Zwischendurch gibt es kostenlos Kaffee und Mittagessen in der Mensa, welches für jeden Scharfenberger ziemlich gut schmeckt. Der Kaffee war auch eine Notwendigkeit, um die total zugepackte Woche zu überstehen. Um 18 Uhr war in der Schule immer Schluss. Danach traf man sich wieder mit Freunden zum Baden und auch am Dienstag bin ich wie an jedem Tag dieser Woche nicht vor eins nach Hause gekommen.
Auch Mittwoch haben weiter an unseren Resolutionen geschrieben.
Ab Donnerstag und bis Freitag ging es dann weiter zum Debattieren. Dafür stellte eine Delegation ihre Resolution vor und dann wurde stundenlang über jeden Satz der Ausarbeitung diskutiert. Hier habe ich sehr viel an Struktur gelernt, die anfangs echt kompliziert ist, aber mit der Zeit erstaunlich praktisch zu benutzen ist. Die Resolution zu besprechen hat echt Spaß gemacht.
Am Freitagabend fand die nächste große Party statt. Diesmal auf einem großen umgebauten ehemaligen Frachtschiff mit zwei Decks. Hierfür lehrten wir die Dänen, Schweden, Niederländer,… was Vorglühen ist und wie man es am besten übersetzt. Auf dem Boot gab es einen DJ, der die ganze Nacht Musik spielte. Auch hier ging es am nächsten Morgen ein letztes Mal weiter.
Am Samstagmorgen trafen wir uns wieder im Kolosseum zur Closing Ceremony. Was am Dienstag noch fremd und ungewohnt war, war fünf Tage später richtig melancholisch und sentimental. MUNOL hätte gerne noch eine Woche weiter gehen können.
Die Menschen, die Stadt und das Programm sind mir über die Woche extrem ans Herz gewachsen, und in den Tagen danach schrieb das ganze Komitee per WhatsApp, wie schön es war und wie sehr es allen jetzt schon fehlt. Auch einen Monat später sind wir immer noch in Kontakt.
In der Model UN habe ich definitiv viel über die Politik der UN und ihre Struktur gelernt. Noch mehr habe ich Englisch sprechen gefestigt und Vokabeln gelernt, und – noch bedeutender – habe ich aus aller Welt neue Freunde kennengelernt und mehr über ihre Politik und Kultur gelernt.
Julius Loos, Abiturient 2023